Kolumba
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5. Mai 2016, 12.30 Uhr
ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln
Jonathan Harvey »Death of Light / Light of Death«

Musikalische Umsetzungen der Passionsgeschichte lassen uns unmittelbar an die großen Passionen Bachs denken. Die detaillierte Orientierung eines Komponisten an einer gemalten Kreuzigungsszene ist jedoch eher selten: In Death of Light / Light of Death erzählt der Brite Jonathan Harvey (1939-2012) in fünf rein instrumentalen Sätzen von den jeweiligen Seelenzuständen der Beteiligten in der Kreuzigungsszene des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald. Dabei spannt er einen dramatischen Bogen vom dissonant-schmerzverzerrten Sterben Jesu, über die abgrundtiefe Verzweiflung Maria Magdalenas, die weggetretene Ohnmacht Marias, den empathisch stützenden Jünger Johannes bis hin zur Figur Johannes des Täufers im letzten Satz. Dieser hält mit der einen Hand die Heilige Schrift und weist mit dem Zeigefinger der anderen auf den Gekreuzigten. Johannes schließt damit den Kreis zwischen Anfang und Ende, Erlebnis und Geschichte. Seine Botschaft transzendiert das Geschehene: „death brings light, death brings a certain enlightenment (…) it brings understanding (and) happiness which is a strange thing to say“ (Harvey). – Angetrieben durch das eigene „mystische Potential“ entfaltete sich Harveys Schaffen als spirituelle Suche: eine künstlerische Expedition durch das „wenig erforschte Universum der Vertikalspannung“ (Sloterdijk). Christliche Mystik, Anthroposophie und Buddhismus waren die hohen, schneebedeckten Gipfel dieser Reise, Haupt- und Nebenwege zahlreich. Das Verbindende in Harveys narrativer Musik war stets der Mensch und seine existentiellen Grundfragen: wie funktioniert unser Bewusstsein, wie Sprache, und welche Bedeutung hat der Tod? – Losgelöst von seiner bildlichen Vorlage, dem Isenheimer Altar, und umgeben von den Kunstwerken der diesjährigen Jahresausstellung über das Erzählen, darf man gespannt sein auf die neuen Resonanzen, die Death of Light / Light of Death zum Klingen bringen wird. In Kolumba, wo Licht und Schatten, Zwischenräume, Fugen und Schwellen, Einblicke, Durch-, Rück- und Ausblicke und die Suche nach dem letztlich Alles verbindenden roten Faden thematisch so präsent sind. Vielleicht vermag die Arbeit der walisischen Künstlerin Bethan Huws, Certain, uns in diesem Zusammenhang zu zeigen, wo wir selber stehen: Ist das Gewisse für uns, metaphorisch gesehen, vor oder hinter dem zugezogenen Vorhang, das Sichtbare oder das Verborgene? – »Die Sehnsucht nach Licht“, so lesen wir in C.G. Jungs Erinnerungen, „ist die Sehnsucht nach Bewusstsein.« (Suzanne Josek)

Jonathan Harvey
Death of Light, Light of Death (1998)
für 5 Spieler

Hervé Boutry, Moderation
Solisten des Ensemble Intercontemporain
Didier Pateau, Oboe
Diégo Tosi, Violine
John Stulz, Viola
Pierre Strauch, Violoncello
Frédérique Cambreling, Harfe

Acht Brücken Lunch wird in Kooperation mit Kolumba ermöglicht durch die Sparkasse KölnBonn. Eintritt frei | Einlass 12 Uhr | Begrenzte Platzzahl
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KOLUMBA :: Aktuell :: 05/16 Harvey Death of Light

5. Mai 2016, 12.30 Uhr
ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln
Jonathan Harvey »Death of Light / Light of Death«

Musikalische Umsetzungen der Passionsgeschichte lassen uns unmittelbar an die großen Passionen Bachs denken. Die detaillierte Orientierung eines Komponisten an einer gemalten Kreuzigungsszene ist jedoch eher selten: In Death of Light / Light of Death erzählt der Brite Jonathan Harvey (1939-2012) in fünf rein instrumentalen Sätzen von den jeweiligen Seelenzuständen der Beteiligten in der Kreuzigungsszene des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald. Dabei spannt er einen dramatischen Bogen vom dissonant-schmerzverzerrten Sterben Jesu, über die abgrundtiefe Verzweiflung Maria Magdalenas, die weggetretene Ohnmacht Marias, den empathisch stützenden Jünger Johannes bis hin zur Figur Johannes des Täufers im letzten Satz. Dieser hält mit der einen Hand die Heilige Schrift und weist mit dem Zeigefinger der anderen auf den Gekreuzigten. Johannes schließt damit den Kreis zwischen Anfang und Ende, Erlebnis und Geschichte. Seine Botschaft transzendiert das Geschehene: „death brings light, death brings a certain enlightenment (…) it brings understanding (and) happiness which is a strange thing to say“ (Harvey). – Angetrieben durch das eigene „mystische Potential“ entfaltete sich Harveys Schaffen als spirituelle Suche: eine künstlerische Expedition durch das „wenig erforschte Universum der Vertikalspannung“ (Sloterdijk). Christliche Mystik, Anthroposophie und Buddhismus waren die hohen, schneebedeckten Gipfel dieser Reise, Haupt- und Nebenwege zahlreich. Das Verbindende in Harveys narrativer Musik war stets der Mensch und seine existentiellen Grundfragen: wie funktioniert unser Bewusstsein, wie Sprache, und welche Bedeutung hat der Tod? – Losgelöst von seiner bildlichen Vorlage, dem Isenheimer Altar, und umgeben von den Kunstwerken der diesjährigen Jahresausstellung über das Erzählen, darf man gespannt sein auf die neuen Resonanzen, die Death of Light / Light of Death zum Klingen bringen wird. In Kolumba, wo Licht und Schatten, Zwischenräume, Fugen und Schwellen, Einblicke, Durch-, Rück- und Ausblicke und die Suche nach dem letztlich Alles verbindenden roten Faden thematisch so präsent sind. Vielleicht vermag die Arbeit der walisischen Künstlerin Bethan Huws, Certain, uns in diesem Zusammenhang zu zeigen, wo wir selber stehen: Ist das Gewisse für uns, metaphorisch gesehen, vor oder hinter dem zugezogenen Vorhang, das Sichtbare oder das Verborgene? – »Die Sehnsucht nach Licht“, so lesen wir in C.G. Jungs Erinnerungen, „ist die Sehnsucht nach Bewusstsein.« (Suzanne Josek)

Jonathan Harvey
Death of Light, Light of Death (1998)
für 5 Spieler

Hervé Boutry, Moderation
Solisten des Ensemble Intercontemporain
Didier Pateau, Oboe
Diégo Tosi, Violine
John Stulz, Viola
Pierre Strauch, Violoncello
Frédérique Cambreling, Harfe

Acht Brücken Lunch wird in Kooperation mit Kolumba ermöglicht durch die Sparkasse KölnBonn. Eintritt frei | Einlass 12 Uhr | Begrenzte Platzzahl