Kolumba
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1852 – 1905
Gründung und erste Museumsräume
Johann Baudri und Alexander Schnütgen

Auf Betreiben des Kölner Weihbischofs Johann Baudri und seines Bruders des Malers Friedrich Baudri, kam es am 14. Februar 1853 zur Gründung des »Christlichen Kunstvereins für das Erzbisthum Köln«. Der Kunstverein war einer von zahlreichen katholischen Vereinen, mit deren Hilfe die Kirche nach der zu Beginn des 19. Jh. erfolgten Säkularisation versuchte, sich eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber dem Staat zu verschaffen. Den Mitgliedern des Vereins ging es zum einen um den Erhalt alter Kunstwerke, die durch unsachgemäße Restaurierungen bedroht waren oder durch Verkauf für die Kirchengemeinden verloren gingen, zum anderen sollten Anregungen für neu zu schaffende Kunstwerke gegeben werden. Besonders für letztere sollte die Gotik stilbildend sein. Diese durch die Geistesbewegung der Romantik geprägte Vorstellung fand sogar in der Satzung des Vereins ihren Niederschlag. Neben einer eigenen Zeitschrift war für den Verein die Gründung eines Museums das probate Mittel zur Durchsetzung seiner Ziele. Schon am 2. April 1853 bewilligte Kardinal von Geissel die Gründung eines Diözesanmuseums. Leiter des Museums sollte immer der amtierende Vereinspräsident sein. Die ersten 500 Objekte der Sammlung wurden provisorisch in den Räumen des ehem. Jesuitenkollegs magaziniert. Für die Öffentlichkeit trat das Museum 1854 mit einer Ausstellung im Gürzenich in Erscheinung. Unter den damals gezeigten Gemälden befand sich auch die »Madonna mit dem Veilchen« von Stefan Lochner. Sie war kurz vorher durch das Vorstandsmitglied Christian Vosen im Priesterseminar wiederentdeckt und durch den Maler Anton Brasseur gereingt sowie von jüngeren Übermalungen befreit worden und befindet sich seither als Dauerleihgabe des Erzbischöflichen Priesterseminars im Museum. 1855 konnte das Diözesanmuseum in den umgebauten Räumen des Gastwirtes Harff an der Nordecke des Domhotels eröffnet werden. Es ist damit nach dem Wallraf-Richartz-Museum die älteste öffentliche Sammlung der Stadt Köln. 1858 erwarb der Verein die ehemalige Zuckerfabrik Horst an der Südseite des Kölner Domes. Das Gebäude war hervorgegangen aus Teilen des erzbischöflichen Palastes, diente lange Zeit als Sitz des Offizialates und später als Präfektur. Bis zur Eröffnung am 14.Mai 1860 zogen sich die Umbauarbeiten nach den Plänen von Vincenz Statz hin. Der Charakter der Sammlung während der ersten fünfzig Jahre war heterogen. Neben ausrangiertem Kirchengut waren es vor allem Schenkungen und Leihgaben, die den Bestand mehrten, da Geld für Ankäufe fehlte. Eine ganze Reihe von Textilien verdankte das Museum dem Aachener Kanoniker und Mitglied des Museumsvorstandes Franz Bock, dem für seinen Einsatz der Titel eines »Conservators« verliehen wurde. In sogenannten »Permanenten Ausstellungen« erhielten Künstler und Kunsthandwerker die Gelegenheit, ihre Werke gegen eine Standmiete zum Verkauf anzubieten. Während des Kulturkampfes blieb das Museum – verglichen mit anderen katholischen Einrichtungen – von wirklich gravierenden Eingriffen verschont. In diesem Zusammenhang wurde von Seiten der Museumsleitung auf die Unabhängigkeit des Museums gegenüber dem Kölner Erzbistum verwiesen. Am 30.11.1891 folgte der Kölner Domkapitular Alexander Schnütgen, der selber eine der damals umfangreichsten Sammlungen von kirchlicher Kunst besaß, dem seit der Gründung amtierenden Weihbischof Baudri als Vereinspräsidenten und Museumsleiter. Zur Finanzierung eines Museumsneubaus wurde erfolglos versucht, das bestehende Gebäude zu verkaufen. Zusätzliche Einnahmen konnten mit der Vermietung der unteren Museumsräume erzielt werden. (ms 2003)

Literatur: Wilhelm Neuß, Hundert Jahre Verein für christliche Kunst im Erzbistum Köln und Bistum Aachen, M. Gladbach 1954; Ulrike Surmann, Zur Geschichte des Kölner Diözesanmuseums (Textreihe wortwörtlich, Heft 3); 150 Jahre! 1853-2003 (Kolumba – Werkhefte und Bücher, Band 15), Köln 2003; Wolfgang Schmitz, Geschichte des Vereins für christliche Kunst, in: Himmel auf Erden? Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum des Vereins für christliche Kunst in Erzbistum Köln und Bistum Aachen eV., Köln 2003, S.18-175
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KOLUMBA :: Museumsgeschichte :: 1852 – 1905

1852 – 1905
Gründung und erste Museumsräume
Johann Baudri und Alexander Schnütgen

Auf Betreiben des Kölner Weihbischofs Johann Baudri und seines Bruders des Malers Friedrich Baudri, kam es am 14. Februar 1853 zur Gründung des »Christlichen Kunstvereins für das Erzbisthum Köln«. Der Kunstverein war einer von zahlreichen katholischen Vereinen, mit deren Hilfe die Kirche nach der zu Beginn des 19. Jh. erfolgten Säkularisation versuchte, sich eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber dem Staat zu verschaffen. Den Mitgliedern des Vereins ging es zum einen um den Erhalt alter Kunstwerke, die durch unsachgemäße Restaurierungen bedroht waren oder durch Verkauf für die Kirchengemeinden verloren gingen, zum anderen sollten Anregungen für neu zu schaffende Kunstwerke gegeben werden. Besonders für letztere sollte die Gotik stilbildend sein. Diese durch die Geistesbewegung der Romantik geprägte Vorstellung fand sogar in der Satzung des Vereins ihren Niederschlag. Neben einer eigenen Zeitschrift war für den Verein die Gründung eines Museums das probate Mittel zur Durchsetzung seiner Ziele. Schon am 2. April 1853 bewilligte Kardinal von Geissel die Gründung eines Diözesanmuseums. Leiter des Museums sollte immer der amtierende Vereinspräsident sein. Die ersten 500 Objekte der Sammlung wurden provisorisch in den Räumen des ehem. Jesuitenkollegs magaziniert. Für die Öffentlichkeit trat das Museum 1854 mit einer Ausstellung im Gürzenich in Erscheinung. Unter den damals gezeigten Gemälden befand sich auch die »Madonna mit dem Veilchen« von Stefan Lochner. Sie war kurz vorher durch das Vorstandsmitglied Christian Vosen im Priesterseminar wiederentdeckt und durch den Maler Anton Brasseur gereingt sowie von jüngeren Übermalungen befreit worden und befindet sich seither als Dauerleihgabe des Erzbischöflichen Priesterseminars im Museum. 1855 konnte das Diözesanmuseum in den umgebauten Räumen des Gastwirtes Harff an der Nordecke des Domhotels eröffnet werden. Es ist damit nach dem Wallraf-Richartz-Museum die älteste öffentliche Sammlung der Stadt Köln. 1858 erwarb der Verein die ehemalige Zuckerfabrik Horst an der Südseite des Kölner Domes. Das Gebäude war hervorgegangen aus Teilen des erzbischöflichen Palastes, diente lange Zeit als Sitz des Offizialates und später als Präfektur. Bis zur Eröffnung am 14.Mai 1860 zogen sich die Umbauarbeiten nach den Plänen von Vincenz Statz hin. Der Charakter der Sammlung während der ersten fünfzig Jahre war heterogen. Neben ausrangiertem Kirchengut waren es vor allem Schenkungen und Leihgaben, die den Bestand mehrten, da Geld für Ankäufe fehlte. Eine ganze Reihe von Textilien verdankte das Museum dem Aachener Kanoniker und Mitglied des Museumsvorstandes Franz Bock, dem für seinen Einsatz der Titel eines »Conservators« verliehen wurde. In sogenannten »Permanenten Ausstellungen« erhielten Künstler und Kunsthandwerker die Gelegenheit, ihre Werke gegen eine Standmiete zum Verkauf anzubieten. Während des Kulturkampfes blieb das Museum – verglichen mit anderen katholischen Einrichtungen – von wirklich gravierenden Eingriffen verschont. In diesem Zusammenhang wurde von Seiten der Museumsleitung auf die Unabhängigkeit des Museums gegenüber dem Kölner Erzbistum verwiesen. Am 30.11.1891 folgte der Kölner Domkapitular Alexander Schnütgen, der selber eine der damals umfangreichsten Sammlungen von kirchlicher Kunst besaß, dem seit der Gründung amtierenden Weihbischof Baudri als Vereinspräsidenten und Museumsleiter. Zur Finanzierung eines Museumsneubaus wurde erfolglos versucht, das bestehende Gebäude zu verkaufen. Zusätzliche Einnahmen konnten mit der Vermietung der unteren Museumsräume erzielt werden. (ms 2003)

Literatur: Wilhelm Neuß, Hundert Jahre Verein für christliche Kunst im Erzbistum Köln und Bistum Aachen, M. Gladbach 1954; Ulrike Surmann, Zur Geschichte des Kölner Diözesanmuseums (Textreihe wortwörtlich, Heft 3); 150 Jahre! 1853-2003 (Kolumba – Werkhefte und Bücher, Band 15), Köln 2003; Wolfgang Schmitz, Geschichte des Vereins für christliche Kunst, in: Himmel auf Erden? Festschrift zum 150-jährigen Jubiläum des Vereins für christliche Kunst in Erzbistum Köln und Bistum Aachen eV., Köln 2003, S.18-175