Kolumba
Kolumbastraße 4
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"Die Treppe ins Obergeschoss führt diesmal ins Helle. Oben angekommen, stehe ich vor der ersten Stadtaussicht. Ein raumhohes Fenster, dessen Rahmen unsichtbar bleibt, gibt den Blick auf die Nachbarhäuser frei. Die Leute treten nicht ganz hin, aus Angst, in die Tiefe zu stürzen. Ein Vorhang mildert die Flugangst. Ich löse mich von der ersten Aussicht und wende mich nach rechts, da ziehts mich wie im Erdgeschoss ans Licht der zweiten Stadtaussicht. Durch dieses zweite Panoramafenster sehe ich auf gleicher Höhe das Dach der Bettelordenkirche und in doppelter Steinwurfdistanz die Türme des Kölner Doms, unter mir den Museumshof und ein postmodernes Wohnhaus, wo einer auf dem Balkon Zeitung liest. Beim Weitergehen verengt sich der Raum, und mir wird klar: Hier gibt es keine Türen. Eine Raumfolge, aufgebaut aus Enge und Weite, begleitet, unterstrichen und überlagert von Hell und Dunkel. Dies bedenkend, stehe ich bei der dritten Stadtaussicht. Der Blick ist dem der ersten ähnlich, doch weiter zum Opernhaus geöffnet. Jetzt aber wende ich mich nach links und gelange in einen grossen schiefwinkeligen Raum. In der Diagonale öffnet sich die vierte Stadtaussicht, geradeaus ein Mauerschlitz, hinter dem sich die Tageshelle ankündigt. Ich gehe zuerst dorthin und entdecke die fünfte Stadtaussicht mit Blick auf den Dom. Dann betrete ich ein fensterloses, dämmriges Kabinett, an dessen Längswand eine Nische ausgestülpt ist. Das ist die Grundrissfigur der Apsis der zerstörten Kirche; ihr erstes Geschoss habe ich von aussen in der Mauer stecken gesehen. Vom Kabinett sinds ein paar Schritte bis zum Turm. Ein riesig hoher Schacht, der auf der einen Seite von einem raumbreiten Oberlicht beleuchtet wird. Diese Raumfolge von Kabinett und Turm wiederholt sich dreimal, was ich aber erst beim wiederholten Abschreiten im Grundriss einfügen konnte. Es gibt drei Raumhöhen im Obergeschoss, am niedrigsten die Mittelzone mit den Stadtaussichten, die dunklen Kabinette sind etwas höher und die Türme schließlich überhoch. Diese Steigerung der Raumhöhe ist sehr wirkungsvoll und wird mit dem Licht zusätzlich unterstrichen. Das Obergeschoss verlangt Fassungskraft, die ich im Lesezimmer sammle. Dieses ist wie die Garderobe eine Holzschatulle. Eine Wand besteht aus Glas, die sechste Stadtaussicht. Möbliert mit bequemen Ledersesseln und kleinen Abstelltischchen. Zeit zum Zusammenzählen. Das Museum Kolumba hat vier Teile: Die Kapelle 'Madonna in den Trümmern‘, die Ruinenhalle, die Folge der Museumsräume und den Hof (die Verwaltung auf dem Dach lasse ich weg). Das Museum liegt neben und über der Halle, die Kapelle in ihr und der Hof nebenan. Ein beachtliches Raumprogramm wurde in einen Baukörper gepackt." (Benedikt Loderer, Die Kunstburg des Erzbischofs, in: Hochparterre, 11/2007, Titelgeschichte, S.20-28)
 
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KOLUMBA :: Kritiken :: Hochparterre

"Die Treppe ins Obergeschoss führt diesmal ins Helle. Oben angekommen, stehe ich vor der ersten Stadtaussicht. Ein raumhohes Fenster, dessen Rahmen unsichtbar bleibt, gibt den Blick auf die Nachbarhäuser frei. Die Leute treten nicht ganz hin, aus Angst, in die Tiefe zu stürzen. Ein Vorhang mildert die Flugangst. Ich löse mich von der ersten Aussicht und wende mich nach rechts, da ziehts mich wie im Erdgeschoss ans Licht der zweiten Stadtaussicht. Durch dieses zweite Panoramafenster sehe ich auf gleicher Höhe das Dach der Bettelordenkirche und in doppelter Steinwurfdistanz die Türme des Kölner Doms, unter mir den Museumshof und ein postmodernes Wohnhaus, wo einer auf dem Balkon Zeitung liest. Beim Weitergehen verengt sich der Raum, und mir wird klar: Hier gibt es keine Türen. Eine Raumfolge, aufgebaut aus Enge und Weite, begleitet, unterstrichen und überlagert von Hell und Dunkel. Dies bedenkend, stehe ich bei der dritten Stadtaussicht. Der Blick ist dem der ersten ähnlich, doch weiter zum Opernhaus geöffnet. Jetzt aber wende ich mich nach links und gelange in einen grossen schiefwinkeligen Raum. In der Diagonale öffnet sich die vierte Stadtaussicht, geradeaus ein Mauerschlitz, hinter dem sich die Tageshelle ankündigt. Ich gehe zuerst dorthin und entdecke die fünfte Stadtaussicht mit Blick auf den Dom. Dann betrete ich ein fensterloses, dämmriges Kabinett, an dessen Längswand eine Nische ausgestülpt ist. Das ist die Grundrissfigur der Apsis der zerstörten Kirche; ihr erstes Geschoss habe ich von aussen in der Mauer stecken gesehen. Vom Kabinett sinds ein paar Schritte bis zum Turm. Ein riesig hoher Schacht, der auf der einen Seite von einem raumbreiten Oberlicht beleuchtet wird. Diese Raumfolge von Kabinett und Turm wiederholt sich dreimal, was ich aber erst beim wiederholten Abschreiten im Grundriss einfügen konnte. Es gibt drei Raumhöhen im Obergeschoss, am niedrigsten die Mittelzone mit den Stadtaussichten, die dunklen Kabinette sind etwas höher und die Türme schließlich überhoch. Diese Steigerung der Raumhöhe ist sehr wirkungsvoll und wird mit dem Licht zusätzlich unterstrichen. Das Obergeschoss verlangt Fassungskraft, die ich im Lesezimmer sammle. Dieses ist wie die Garderobe eine Holzschatulle. Eine Wand besteht aus Glas, die sechste Stadtaussicht. Möbliert mit bequemen Ledersesseln und kleinen Abstelltischchen. Zeit zum Zusammenzählen. Das Museum Kolumba hat vier Teile: Die Kapelle 'Madonna in den Trümmern‘, die Ruinenhalle, die Folge der Museumsräume und den Hof (die Verwaltung auf dem Dach lasse ich weg). Das Museum liegt neben und über der Halle, die Kapelle in ihr und der Hof nebenan. Ein beachtliches Raumprogramm wurde in einen Baukörper gepackt." (Benedikt Loderer, Die Kunstburg des Erzbischofs, in: Hochparterre, 11/2007, Titelgeschichte, S.20-28)