16. Mai 2022, 18 Uhr
Zwischen Fürsorge und Hass. Judendarstellungen im Kölner Dom
Vortrag Dr. Rolf Lauer
Rolf Lauer beschäftigt sich in seinem Vortrag mit den Darstellungen von Juden im Kölner Dom. In der Kölner Bischofskirche finden sich wohl die meisten Darstellungen von Juden in einem Kirchenbau in Deutschland vom frühen 13. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts, darunter mit einer um 1215 entstandenen Darstellung der Geisselung Christi am Dreikönigenschrein das wohl früheste Beispiel einer dezidiert antisemitisch geprägten, karrikarturhaft verzerrten Physiognomie in Europa und mit einer Szene aus dem 1968 eingesetzten Kinderfenster ein schockierendes Beispiel des ungebrochenen Weiterlebens antisemitischer Klischees nach dem Holocaust. Wie an keinem anderen Ort in Deutschland lassen sich am Dom Motive der Auftraggeber der Kunstwerke, ihre religiösen, politischen und finanziellen Interessen und die furchtbaren Auswirkungen auf das Leben der Jüdinnen und Juden in Köln über diesen langen Zeitraum verfolgen. Bezeichnenderweise ist dieses Thema erst über 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges grundlegend erforscht worden. Dr. Rolf Lauer war von 1975 bis 2007 Leiter des Dombauarchivs Köln und zuständig für die restauratorische und wissenschaftliche Betreuung der Domausstattung.